Auch dieses Jahr strömten so viele Menschen zum Nollen, dass das Zelt die grosse Menschenmenge beinahe nicht fassen konnte. Es berührt das Herz fast etwas prophetisch, denn die Völkerwanderung zum Nollen am Nationalfeiertag erinnert mich an die Stelle aus dem Prophetenbuch Jesaja 2,2-3: „Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker. Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort.“
Berge und Hügel waren schon immer Orte der Kraft und der Gottesoffenbarung. Im Psalm 50 lesen wir: „Mein Auge schaut den Berg hinan; von dort kommt mir Hilfe entgegen.“ Ich glaube fest, dass Gott denen seine Gnaden schenkt, welche sich einmütig in seinem Namen versammeln.
Ja, „wir wollen sein ein einig Volk von Geschwistern“ und stolz sein auf unsere Bundesverfassung, welche uns in der Präambel offenbart, unter welchem Anspruch wir unterwegs sind, nämlich „im Namen Gottes, des Allmächtigen“. Auch die Landeshymne erfüllt mich immer wieder mit Freude und Vertrauen und lässt uns erahnen, unter welch grossartiger Macht wir auch am Eidg. Dank-, Buss- und Bettag unterwegs sind:
„Trittst im Morgenrot daher,
seh ich dich im Strahlenmeer,
Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!
Wenn der Alpenfirn sich rötet,
betet, freie Schweizer, betet!
Eure fromme Seele ahnt,
eure fromme Seele ahnt,
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.
Kommst im Abendglüh’n daher,
find ich dich im Sternenheer,
Dich, du Menschenfreundlicher, Liebender!
In des Himmels lichten Räumen
kann ich froh und selig träumen!
Denn die fromme Seele ahnt,
denn die fromme Seele ahnt,
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.
Ziehst im Nebelflor daher,
such ich dich im Wolkenmeer,
Dich, du Unergründlicher, Ewiger!
Aus dem grauen Luftgebilde
bricht die Sonne klar und milde,
und die fromme Seele ahnt,
und die fromme Seele ahnt,
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.
Fährst im wilden Sturm daher,
bist du selbst uns Hort und Wehr,
Du, allmächtig Waltender, Rettender!
In Gewitternacht und Grauen
lasst uns kindlich ihm vertrauen!
Ja, die fromme Seele ahnt,
ja, die fromme Seele ahnt,
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland!
Ich danke allen, die ihren Glauben in das ökumenische Unterwegssein eingebracht haben.
Pfarrer Marcel Ruepp
170 Jahre Bundesverfassung im Namen Gottes - 1848 – 2018
Pfarrerin Christa Heyd, welche am Nationalfeiertag immer wieder Geheimnisse zu lüften weiss, wie etwa dasjenige auf dem Fünfliber „Christus providebit“, hat auch dieses Jahr in ihrem Predigtwort Herzen berührt und zum Nachdenken angeregt. Sie sprach davon, dass der Mensch Verwurzelung brauche. Sie berief sich auf ein Wort von Bundesrat Cassis, welcher darauf hingewiesen habe, dass die Globalisierung viele Bürger und Bürgerinnen verunsichere, und sie sich deshalb nach Zugehörigkeit sehnten. Das 170-Jahr-Jubiläum der Schweizerischen Bundesverfassung war für Christa Heyd wiederum Grund, Gott die Ehre zu erweisen und ihm zu danken für sein Wirken.
Geheimnis des Bundes
In der Bundesverfassung von 1848 wurden die Besiegten als Brüder aufgenommen mit gleichen Rechten. Diese Verfassung macht die Schweiz so einzigartig.
Dass bis heute der Name Gottes die Bundesverfassung einleitet ist wohl Wurzel für den Frieden in unserem Land. Dass die Europäische Union den Namen Gottes bis heute in ihrer Verfassung ausgeklammert hat bedeutet nach Meinung von Christa Heyd Segensverlust.
Nationalrat Ulrich Giezendanner habe gesagt: Solange es Beter gibt in der Schweiz bleibt der Name Gottes zuoberst.
In den Einleitungen zu den ältesten Bundesbriefen der Schweiz steht jeweils „IN NOMINE DOMINI“. Nach der Überlieferung geht das zurück auf den Bund, den die alten Eidgenossen in nächtlicher Stunde auf dem Rütli, für mich ein heiliger Ort, geschlossen haben. Schiller hat, obwohl er nie dort war, intuitiv das Geheimnis jenes gegenseitigen Schutz- und Trutzbündnisses erkannt im Drama Wilhelm Tell: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen noch Gefahr; wir wollen frei sein wie die Väter waren und trauen auf den höchsten Gott“. Worte haben Macht, damals wie heute. Der Himmel nimmt Gesprochenes ernst. Deshalb ist die erste Bitte im Unser Vater der Heiligung des Namens Gottes gewidmet.
Die Eidgenossen gelobten Treue. Der Himmel nahm das Gelöbnis ernst. Dies ist wohl das Geheimnis des Friedens im Schweizerbund bis heute: Jahrhunderte der Treue eines persönlichen Gottes, der hört was Menschen ihm und einander geloben. Segen liegt auf Verbindlichkeit. Wer weiss, vielleicht könnte der demokratische Bund unseres kleinen Landes im Herzen Europas einmal zum Modell werden für eine Europäische Union, die zurückkehrt zu ihren jüdisch-christlichen Wurzeln.
Der Bundesfeiertag darf Anlass dafür werden, den Bund mit Gott, den unsere Vorfahren geschlossen haben, zu erneuern.
„Bind uns zusammen, Herr,
bind uns zusammen
mit Seilen der ewigen Liebi.
Bind uns zusammen Herr,
bind uns zusammen mit Dir.
So könnte man Verwurzelung verstehen und Identitätsfindung, von welcher Bundesrat Cassis spricht.
Aus der Predigt von
Pfarrerin Christa Heyd