Der Name „Loubmeissa“ ist erstmals in einer St. Galler Urkunde aus dem Jahr 824 schriftlich festgehalten; von einer Kirche ist darin aber keine Rede. 1214 wurde in einem weiteren St. Galler Pergament der Name eines Leutpriesters von Lommis überliefert.
Die um 1520 von Zürich ausgehende neue Glaubensrichtung fand auch im Thurgau rasch Gehör. Die Bevölkerung fühlte sich vermutlich nicht nur von religiösen Erneuerungen angesprochen, sondern erwartete vor allem eine Lockerung der Lehenspflichten, die Befreiung von drückenden Vorschriften und eine Verbesserung der ökonomischen Verhältnisse.
Es gilt als wahrscheinlich, dass die Lommiser sich im Sommer 1529 der neuen Richtung anschlossen, die Messe abschafften, Bilder und Altäre aus der Kirche entfernten und wie alle umliegenden Gemeinden sich mit Zürich gleich machten.
Geschichte der Kirchgemeinde Lommis
Ab 1644 war das Kloster Fischingen einziger Inhaber der zusammengeführten Herrschaft Spiegelberg-Lommis. Conrad Muntprat zu Spiegelberg und Hans Heinrich Muntprat zu Lommis gingen in die Gegenoffensive und verklagten die Lommiser vor der Tagsatzung.
In der Folge verpflichteten sich die Neugläubigen, das Zerstörte herzustellen und das Weggenommene zu ersetzen. Fortan wurde in der Kirche Lommis nebst der evangelischen Predigt auch wieder katholischer Messgottesdienst gehalten; also zwei Konfessionen in einer Kirche. Bis 1567 scheinen die Evangelischen einen eigenen Prädikanten gehabt zu haben. Aus finanziellen Gründen wurde die evangelische Gemeinde ab 1578 von Matzingen aus versehen.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts bildeten die Evangelischen in Lommis eine Mehrheit; unter dem Einfluss der Fischinger Statthalter nahm aber die Zahl der Katholiken wieder stark zu. Wenn es um die Belehnung von Höfen ging, deren vorheriger Lehensmann verstorben war, so erhielt bei der Neuvergabe selbstverständlich ein Altgläubiger das neue Lehen. Lommis blieb von konfessionellen Scharmützeln nicht verschont. Seitdem das Kloster Fischingen nebst Lommis auch die Herrschaft Spiegel-berg (1629) übernommen hatte, verschärften sich die konfessionellen Gegensätze markant. Bis zum Revolutionsjahr 1798 behielt der Fischinger Abt die Rechte eines Gerichtsherrn in Lommis. Die Ablösung der alten Herrschaftsrechte und der Zehnt-pflichten zog sich danach über Jahre hin. Die Verwaltung des Kirchspiels Lommis ging erst nach der Aufhebung des Klosters Fischingen 1848 vollständig in die Hände der Kirchgemeinde über.
Die Zahl der Katholiken vermehrte sich schliesslich bis zu einem Verhältnis von 2 : 1. Noch 1951 kamen auf 231 Katholiken 119 Protestanten. In den folgenden Jahrzehnten glichen sich die Zahlen immer mehr an, nicht zuletzt wegen der Zunahme der statistischen Kategorie „Andere“. 2013 wohnten in der Politischen Gemeinde Lommis 389 Katholiken, 415 Evangelische und 213 Andere.
Grenzen der Kirchgemeinde Lommis
Die Pfarrei Lommis dürfte aus der einstigen Grosspfarrei Affeltrangen hervorgegangen sein. Ihre Nachbarn sind die Pfarreien von Wängi, Tobel, Bettwiesen und Frauenfeld. Seit 1808 hat sich das Gebiet des Kirchspiels Lommis kaum verändert. Am 3. Dezember 1807 bewilligte der Generalvikar des Bistums Konstanz die Umteilung der Ortschaft Kalthäusern von der Pfarrei Wängi zur Pfarrei Lommis. Die Leute hatten den Fischinger Abt wegen der weiten, „weglosen Strecke“ teilweise durch Wald, um die Änderung gebeten. Bis 1869 gehörten zur katholischen Kirchgemeinde Lommis folgende Ortschaften: Lommis, Weingarten, Kalthäusern, Wetzikon, Lustdorf. 1869 wurde vom Kirchenrat die Zuteilung von Lustdorf zu Leutmerken verfügt. Dafür kamen Teile der Gemeinde Anetswil von Wängi zu Lommis.
Kirchenauslösung
Seit der Reformationszeit hatten evangelische und katholische Christen die gleiche Kirche als ihr Gotteshaus angesehen. Die gemeinsame Benützung schuf immer wieder Probleme; aber schliesslich hatte sich nach manchen Reibungen ein Modus Vivendi eingespielt, der zwar beiden Teilen nicht restlos behagte, aber doch ein friedliches Nebeneinander erlaubte. Benützungszeiten liessen sich in der Regel einhalten. Die Besitzverhältnisse waren geregelt. Der bauliche Unterhalt war Sache des jeweiligen Eigentümers.
Im November 1944 nahm die evangelische Kirchenvorsteherschaft erstmals mit der katholischen Kontakt auf und äusserte den Wunsch auf eine Ablösung. Über die Höhe der Ablösungs-Summe setzte ein jahrelanges Hin und Her ein. Während einer gewissen Zeit schien in der Bevölkerung sogar die Meinung obenauf zu schwingen, die Lommiser Kirche solle paritätisch bleiben und von beiden Konfessionen gemeinsam erneuert werden.
Nachdem die evangelische Gemeinde 1963 von der Schulgemeinde Bauland erwerben konnte, äusserten die Evangelischen die Absicht, eine eigene Kirche zu bauen. Am 16. August wurde die Ablösung von den evangelischen Kirchbürgern, am 17. August 1964 von den katholischen Kirchbürgern beschlossen. Die letzte gemeinsame Versammlung beider Konfessionen fand am 30. September 1966 in der Turnhalle statt.
Kirche Lommis
Die Kirche St. Jakobus von Lommis gehört zu den ältesten des Kantons. Sie ist ein bedeutendes baugeschichtliches Denkmal. Seit 800 Jahren ist ihre Existenz urkundlich belegt, ihre tatsächliche Entstehung muss aber um einiges früher angesetzt werden. Nach der Überlieferung wurde die Kirche von „den alten Edelleuten von Lommis mit Hilfe der Reichenau“ gebaut. Vereinfacht könnte man sagen: Die Lommiser bauten zwei- oder dreimal – in romanischer und in gotischer Zeit – ein neues, grösseres Gotteshaus um ein älteres Kirchlein herum und fügten im Westen ein Joch, im Osten einen neuen Chor an. Das Langhaus muss schon bestanden haben, als der Chor und die erste Marien-Kapelle 1479 angebaut wurden. Die erste Muntprat-Grabkapelle von 1479 verschwand wieder. Als neue Grabstätte liess die Herrschaft eine höhere
Muntprat-Kapelle erstellen. Für diese Kapelle wurde um 1514 ein gotischer Flügelaltar angeschafft, welcher dann in der Reformation verkauft wurde.
Nachdem ein Erdbeben 1835 erhebliche Schäden angerichtet hatte, wurde eine gründliche Renovation des Kirchenschiffs notwendig. Es war die letzte Baumassnahme, die durch das Kloster Fischingen noch getroffen wurde; denn fortan war die paritätische Kirchgemeinde für den Unterhalt von Langhaus, turn und Kirchhof verantwortlich, die katholische Gemeinde aber für Chor und Kapellen allein.
Die paritätische Kirchgemeinde entschloss sich 1891 zu einer gründlichen Renovation der gemeinsamen Teile der Kirche.
Der markante Turm
Er trägt auf der Nordseite die Jahreszahl 1498. Ob dies das Datum der Errichtung angibt oder ob der Turm mit seiner Wandstärke von fast zwei Metern im Erdgeschoss älter ist, bleibt ungewiss.
Idda-Kapelle
Im Kloster Fischingen war die Verehrung der heiligen Idda von Toggenburg Tradition. Kurz bevor dort die prachtvolle Idda-Kapelle errichtet wurde, setzte das Kloster in der Pfarrei Lommis auch ein Zeichen dieser Verehrung. 1701 wurde das alte, einst paritätische Beinhaus im Winkel zwischen Turm und Schiff am Westende der Kirche zu einer Idda-Kapelle umgeformt. Als die Pilgerströme im 19. Jahrhundert abflauten, diente die Idda-Kapelle als Sakristei. 1848 beschloss die katholische Vorsteherschaft allein den Bau einer neuen, grösseren Sakristei. Die Idda-Kapelle blieb fortan ein Abstellraum. 1962 bot man den verwahrlosten Raum dem evangelischen Pfarrer „zum Umziehen“ an.
Präsident des Kirchgemeinderats Lommis
Thomas Segenreich
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